Büro mit Panoramablick

Es gibt diese langweiligen Tage im Leben eines Kartierers, an denen dieser passionierte Outdoor-Mensch eingesperrt in tristen Büros arbeiten muss. Die Eingabe der gesammelten Daten ist jedoch ein genauso wichtiger Teil wie die Erhebung derselben. Es gleicht ein wenig einem Szenario eines eingesperrten Lebewesens, das nicht unter seinen natürlichen Bedingungen leben kann. Tageslicht fällt höchstens durch ein kleines, wegen Verschmutzungen undurchsichtiges Fenster in den Arbeitsraum. Künstliches Licht verbessert die Arbeit am Laptop, nicht aber die Laune. Kein schöner Gedanke, bei perfektem Sommerwetter in einem solchen Raum arbeiten zu müssen. Deswegen entscheide ich mich an diesem Morgen spontan dazu, meinen Arbeitsplatz zu verlegen.

Ich fahre zu meinem Lieblingsberg und genieße eine Freifahrt mit dem Sessellift auf 900 Meter Höhe. Hier oben liegt die Abisko Skystation, eine gemütliche Lounge mit Sofas und einem fantastischen Panoramablick. Ich suche mir einen gemütlichen Platz in einer etwas ruhigeren Ecke des Raumes. Bei diesem Wetter finden zahlreiche Wanderer den Weg nach oben. Die meisten machen es sich draußen auf der Terrasse gemütlich. Im Radio laufen Klassiker aus den verschiedensten Musikepochen. Das klirrende Geräusch der Teller und Tassen durchdringt die Musik.

Sie werden zum Servieren von Desserts und Heißgetränken bereitgestellt. Menschen unterhalten sich in den verschiedensten Sprachen. Von Schwedisch über Englisch bis hin zu Russisch und Spanisch ist alles dabei.

Ich lasse mich von dem Trubel nicht stören und gebe bei einem Schoko-Hafermilch-Kaffee meine Daten ein. Hier oben gibt es keinen Strom. Mein dienstlich genutzter Laptop ist nicht unbedingt der neueste, was die Arbeit etwas erschwert. Nach zwei Stunden ist die Akkuleistung auf 58 Prozent gesunken. Ich habe die Hälfte meiner Daten eingegeben und zu dieser Zeit noch die Hoffnung, dass der Akku hält. Schneller als gedacht erscheint eine Warnung auf meinem Bildschirm. Bitte schließen Sie den Laptop an eine Stromquelle an. 10 Prozent verbleibend. Ich habe noch drei Seiten vor mir. Ein Wettlauf gegen die Zeit, den ich verliere. Mir bleibt nichts anderes übrig, als die Arbeit niederzulegen.

Stattdessen begebe ich mich nach draußen, um meine Mittagspause an einem geschützten Platz in der Sonne zu verbringen. Es gibt Haferbrei mit Joghurt und Nypponsoppa, einer dickflüssigen Creme aus pürierten Hagebutten. Nach einem kurzen Plausch mit dem Personal der Liftstation geht es wieder hinunter ins Tal. Ich begegne einer Kollegin, die an diesem Tag Insektenfallen auf dem Njúlla entleert. Ich begleite sie zur letzten Falle im Tal, bevor wir den Rückweg zur Research Station antreten. Mittlerweile ist es halb sechs am Abend und wir beschließen zu Hause, die Arbeit für heute ruhen zu lassen.

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