Die drei Kobolde Tomte, Tomtebisse und Nisse ziehen ihre roten Weihnachtsmäntel an und packen ihren Schlitten, denn heute geht es los durch das verschneite Lappland in Richtung Süden.
Die Rentiere müssen in diesem Jahr ganz besonders hart schuften, wenn sie den überladenen Schlitten durch die Lüfte ziehen wollen. Ein riesiger Berg aus bunt verpackten Geschenken türmt sich auf der Ladefläche. Die kleinen Weihnachtswichtel haben kaum noch Platz zum sitzen. Das stundenlange Packen hat sie hungrig gemacht – also nicht’s wie los! Der Weihnachtsabend naht….

Es weht kein Lüftchen. Die Baumwipfel neigen sich unter den Schneemassen bis zum Boden. Viele Bäume konnten der Last nicht standhalten und sind wie Streichhölzer umgeknickt. Die eiskalten Temperaturen fühlen sich auf der Haut an wie tausend kleine Nadelstiche. Bei jedem Atemzug bilden sich winzig kleine Eiskristalle an den Härchen. Jetzt ist die Zeit, an der die Tage ganz langsam wieder länger werden. Die Helligkeit ist zum Luxusgut geworden. Nach vier Stunden Helligkeit legt sich die finstere Nacht über das Land.
Die Fahrt hat nicht lange gedauert. In der Ferne sehen die Kobolde einen schwachen Lichtschimmer zwischen den schneeummantelten Bäumen. Es ist der alte Hof Edebogård. Die Menschen hier haben sich besonders viel Mühe gemacht. Vor der Haustür steht eine riesige Schüssel voll mit köstlichem Reisbrei. Daneben verströmt ein warmes Bier seinen würzigen Duft in der glasklaren Luft. „Die beiden bekommen als Dank reichlich Geschenke“ – denken sich die drei Kobolde fast gleichzeitig, als sie mit gierigen Augen das leckere Mahl entdecken.

Im Haus beginnen die Festlichkeiten mit einem klassischen julbord (=Weihnachtstisch), einem Buffet vollgepackt mit den verschiedensten Leckereien. Zur Vorspeise gibt es Räucherlachs mit Avocado-Creme, Kaviar und Hering in Senfsoße, dazu ein Avocado-Tomatensalat. Als Hauptspeise gibt es Janssons frestelse (=Janssons Verführung), ein Kartoffelgratin mit Sardinen – oder in abgewandelter Form mit gekochten Eiern. Die Nachspeise besteht aus einer beschwipsten Bananen-Birnen-Walnuss-Creme und einer Keksvariation aus Ingwer-Elchen, BanAvocado-Plätzchen und Schoko-Erdnuss-Äpfeln. Doch im Vergleich sieht dieses Buffet eher mickrig aus. 38 Gänge sind am julbord keine Seltenheit.
Während die Kobolde draußen vor der Tür den Milchbrei verspeisen, erblicken sie zwei hölzerne Ziegenböcke im Fenster. Sie denken zurück an die Zeit, als der julbock (=Ziegenbock) noch die Geschenke brachte. Seltsam sind diese Menschen, die sich auf der einen Seite vor dem Ziegenbock als Dämonenfigur fürchteten und ihn andererseits als Weihnachtssymbolik verehrten. Mittlerweile scheinen die bösen Assoziationen aus den Köpfen verschwunden sein. Früher glaubte man, dass sich der julbock den ganzen Sommer über in den dichten Wäldern versteckt hielt. Mit dem ersten Schnee in der Adventszeit machten sie sich auf den Weg zu den alten Höfen. Sie kamen ihnen jeden Tag ein Stückchen näher, bis sie am Weihnachtsabend vor der Tür standen. Die Menschen nahmen vor der Ankunft seltsame Lichterscheinungen am Himmel wahr. Sobald der Dämon im Haus war, setzte er sich hinter dem Ofen. Wie ein Hausgeist überschattete der julbock das Geschehen. Aber wie die Menschen so sind, haben sie noch viele andere fantasievolle Mythen rund um die Ziegenböcke erfunden.

Bevor es endlich an die Geschenke geht, wird zum Abschluss des Festmahls das ein oder andere Glas glögg (=Glühwein) getrunken. Traditionell wird der Glühwein erhitzt und mit Rosinen und Mandeln serviert. Die modernen Varianten haben für jeden Geschmack etwas zu bieten. Die Geschmäcker reichen von Moltebeeren über Schokopraline bis hin zu Chiliaroma. Gegen das Völlegefühl im Magen hilft ein Aquavit und julmust (=Weihnachtsmost) sorgt für Erfrischung. Dann kann das lustige Auspacken beginnen.
God jul!