Nymphensittiche in Farbe

Unser Nymphensittichweibchen Otta hat endlich wieder neue Gesellschaft gekommen. Die Nymphie-Gang – liebevoll bezeichnet als Schnupsis – besteht nun aus drei Vögeln

Otta ist noch nicht sehr lange das, was sie jetzt ist. Die kleine Dame gab lange Zeit vor, ein Männchen zu sein. Sie ist mittlerweile acht Jahre alt, doch erst mit sieben Jahren offenbarte sie uns ihr wahres Geschlecht. Es begann mit unserem Umzug nach Schweden, der auch für den kleinen Vogel eine große Veränderung brachte. Wollte sie ursprünglich nicht viel von ihren menschlichen Mitbewohnern wissen, wurde sie nun mehr und mehr vom Wunsch nach sozialer Bindung eingenommen. Sie sehnte zunehmend nach Nähe, bis sie sich (nur mit unseren Nasen) kraulen ließ. Doch diese Veränderung brachte eine fatale Folge mit sich. Otto fühlte sich einsam, wenn wir unser Idyll verlassen und einkaufen mussten. Er begann damit, plötzlich Eier zu legen. Und unser Weltbild war zerstört. Die gesamten Erinnerungen basierten auf dem Wissen, dass wir mit einem Männchen und einem – leider verstorbenen – Weibchen zusammenlebten. Doch jetzt nach dieser Offenbarung fiel es uns wie Schuppen, ja sogar wie ganze Tomaten von den Augen. Ein kleiner Schreihals, der nicht einmal versucht hat zu singen, wurde uns vom Tierheim als Männchen dargeboten.

Da wir nun endlich Gewissheit über die Identität unseres kleinen Gesellen hatten, musste zuerst ein neuer Name her. Aus Otto wurde Otta und schnell war klar, dass die kleine eigenwillige Dame Gesellschaft braucht. Doch ganz so einfach konnten wir ihr diesen Gefallen nicht tun, denn hier oben im Norden gehören Tierheime zur Seltenheit. Unsere einzige Hoffnung bestand darin, private Anzeigen auf schwedischen Internetseiten zu durchforsten. Nach einigen Monaten war uns und Otta das Schicksal gut gesinnt. Ernst (im Schwedischen Ernscht ausgesprochen) und Somma suchen ein neues Zuhause. Nur 500 Kilometer weiter südlich leben die Beiden auf einem Bauernhof. Wir packen das Wohnmobil und machen uns an einem Wochenende auf die lange Reise durch die winterliche Landschaft. Der Schnee hat sich zu unserem Glück wieder verflüssigt, sodass wir unter normal schwedischen Straßenverhältnissen gut voran kommen.

Zwei Männchen unter sich | © Christine Riel

Nun haben die beiden Nymphensittichmännchen die Fahrt überstanden und sind in ihrem neuen Zuhause angekommen. Der fünf Jahre alte Ernst wurde auf den neuen Namen Ernesto getauft, denn er ist ein richtiger Casanova. Schon am ersten Morgen versucht er unsere Otta mit seiner ausgefeilten Show zu beeindrucken. Nach einem rythmischen Klappern an der Gardinenstange ähnlich einem Trommelwirbel folgen kleine Tanzvorführungen in Form von Hüpfeinlagen. Dabei stellt der prächtige Kerl seine kräftigen Flügel zur Schau, indem er sie leicht vom Körper abspreizt. Otta zeigt sich unbeeindruckt, ja sogar empört. Das zeigt sie mit ihrem schrillen Gekreische.

Der zweijährige Sammy bekam seinen neuen Namen, da er ein kleines schmächtiges Kerlchen ist. Es scheint, als ob er nur die Beobachterrolle einnimmt, aber in Wirklichkeit weiß er sich gegen seinen älteren Gesellen durchzusetzen. Das versucht er auch bei Otta, wenn sie ihm zu nahe kommt. Aber trotz seiner Abneigung gegen eine mehr als eine Flügellänge entfernte Nähe findet er sie spannend. Sammy studiert Ottas Verhalten und erkundet Futterstellen, die sie für sich entdeckt hat. Ein ganz pfiffiges Kerlchen in einem eigensinnigen Trio.

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