Schneemassen haben den Norden fest im Griff. Sie überdecken die Landschaft und lassen die Gestalt der Erdoberfläche nur erahnen. Meterhohe Bäume biegen sich unter der Schneelast bis zum Boden und brechen nicht selten mit lautem Knarzen. Es ist Februar, der Beginn einer neuen Jahreszeit und ich weiß nicht, worüber ich schreiben soll.
Das Schreiben ist an manchen Tagen keine einfache Angelegenheit. Es gibt Momente, in denen mein Kopf unaufhörlich vor Ideen sprudelt und ich die vielen Inspirationen nicht zu einem roten Faden verflechten kann. Andere Tage sind ideenlos und fühlen sich leer an. Solche Momente kommen gehäuft im Winter vor, wenn der Alltag kurz und eintönig ist oder zu viele unangenehme Aufgaben auf der Aufgabenliste stehen.
Schneewald | © Johannes Hansen Zu Hause angekommen | © Johannes Hansen
Heute ist einer dieser Tage. Die morgendliche Joggingrunde gestaltete sich angesichts Temperaturen von -17 Grad als Herausforderung. Eingefrorene Gehirnwindungen bringen trotz atemberaubender Himmelsfarben keine Ideen für einen neuen Blogeintrag. Worüber schreibe ich also? Wie bekomme ich das Schreibtief in den Griff, wenn mir schon die Natur keine Kreativität schenken kann?
Ich setze mich vor ein leeres Dokument und reihe Worte aneinander. Aus den einzelnen Wortschnipseln entspringen frische Gedanken, denen ich nachgehe. Die Textfragmente fügen sich langsam in einen sinnvollen Kontext und plötzlich bin ich wieder da und bereits mittendrin in meinem ersten Februarblogeintrag.
Schneefarben | © Christine Riel Winterweg | © Johannes Hansen
Der Februar markiert nach der Sonnenwende im Dezember einen weiteren Umschwung. Wir haben den schwedischen Winter zur Hälfte überstanden. Von nun an sind es nur noch drei Monate, bis die Schneemassen schmelzen und im Boden verschwinden. Jeden Tag steigt die Sonne etwas höher über die Baumwipfel und in einigen Wochen bekommen die Hausfassaden endlich wieder das wärmende Licht zu spüren.
Spuren im Schnee | © Johannes Hansen
Die jetzige Zeit stellt auch im alten isländischen Kalender einen Umbruch dar, der bis heute gefeiert wird. Es ist der Monat Thorri – der vierte von insgesamt sechs Wintermonaten, der am Freitag zwischen dem 19. und 26. Januar beginnt. Die Wikinger kannten nur zwei Jahreszeiten: Sommer und Winter. Bei den Wikingern stellte das Alter eines Menschen die Anzahl der Winter dar, die er überlebte. Wer die kalte Jahreszeit überlebte, galt als ein Jahr älter.
Schneeberge | © Christine Riel
Thorri bedeutet wörtlich übersetzt der Dürremonat, denn im Altnordischen wurde der Winter oft mit Dürre gleichgesetzt. Thorri ist ein Reifriese, dessen Antlitz wie das aller Hrimthursen von großer Hässlichkeit geprägt war. Er repräsentiert eine Urgewalt der Natur und gilt als Personifikation von Frost und Winter. Gemäß einer uralten Sitte wird am ersten Tag des Monats der Eisriese willkommen geheißen. Dazu gingen die Bauern am frühen Morgen nach draußen – barfuß und in Unterhosen. Die Dame des Hauses soll den Hausherrn an diesem Tag besonders gut behandeln.
Regenbogenwolken | © Johannes Hansen Lahuta spielen | © Johannes Hansen
Wir hoffen, dass sich das Wesen mit Musik und einem traditionellen Instrument betören lässt, auch wenn dieses keinen skandinavischen Ursprung besitzt: